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Mercedes-Benz droht saftige Strafe wegen Kältemittel R1234yf


Technik & Service
Droht Mercedes saftige Kältemittel-Strafe?

Von dpa
Aktualisiert am 21.12.2012Lesedauer: 3 Min.
Das Kältemittel R1234yf kann angeblich zu Bränden führenVergrößern des BildesDas Kältemittel R1234yf kann angeblich zu Bränden führen (Quelle: imago-images-bilder)
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Kältemittel braucht jeder Autohersteller. Die Substanz wird für Klimaanlagen benötigt. Das Problem: Kältemittel sind alles andere als umweltfreundlich - und zuweilen sogar gefährlich. Daimler hält die Substanz mit dem sperrigen Namen R1234yf für hochgefährlich. Entgegen einer EU-Vorschrift will der Konzern die Chemikalie, die weniger umweltschädlich als ihr Vorgänger ist, nicht von Januar an in seiner A- und B-Klasse einsetzen. Denn bei simulierten Unfällen habe sich R1234yf im Motorraum entzündet und ein giftiges, unter Umständen sogar tödliches Gas freigesetzt. "Aus unserer Sicht geht Sicherheit vor Klimaschutz", sagt ein Konzernsprecher.

Mercedes riskiert hohe Strafe

Daimler riskiert mit dem Schritt eine möglicherweise saftige Strafe. Denn die Europäische Union schreibt von 2013 an vor, dass nur noch solche Kältemittel benutzt werden dürfen, die maximal 150 Mal so klimaschädlich sind wie CO2. Das gilt für R1234yf - nicht aber für den Vorgänger R134a, den Daimler aktuell verwendet. Auch andere Hersteller treibt die Kühlmittel-Frage um. So hatte Hyundai das neue Mittel zwischenzeitlich in seinem i30 verwendet - ob der Konzern es auch 2013 benutzt, ist laut einer Sprecherin noch offen.

Ausnahmegenehmigung soll verlängert werden

Um Sanktionen abzuwenden, die nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" bis hin zur Aberkennung der Typgenehmigung führen könnten, machen vor allem Daimler und der Branchenverband VDA Druck bei der Politik. Ihr Ziel: Eine Ausnahmegenehmigung für das alte Kältemittel R134a zu verlängern, die am 31. Dezember ausläuft. Man sei zuversichtlich, zu einer Einigung zu kommen, heißt es bei Daimler. Mindestens sechs Monate will die Branche so herausschlagen.

Unterschiedliche Kosten für Kältemittel

Aber handeln die Autobauer nur aus Sorge um die Gesundheit ihrer Kunden? Das alte Kältemittel hat zwar ein etwa 350 Mal höheres Treibhauspotenzial und ist damit deutlich schädlicher für das Klima als der Nachfolger. Dafür ist es aber auch spottbillig. "Ein Kilogramm R134a kostet zwischen fünf und zehn Euro, ein Kilogramm des neuen R1234yf aber mindestens 150 Euro", sagt Wolfgang Lohbeck von Greenpeace. Rund 650 Gramm benötigt Daimler nach eigenen Angaben für eine Klimaanlage. Das wären also rund 100 Euro Differenz.

Abkehr teurer als Beibehaltung?

Aber der Konzern bestreitet, dass es beim Boykott ums Geld geht. Man habe für die Umstellung auf R1234yf bereits viel in die Umrüstung von Werken und Maschinen investiert, sagt ein Sprecher. So käme eine Abkehr womöglich teurer als ein Festhalten an dem neuen Mittel. Allerdings sind die notwendigen Anpassungen überschaubar, die heutigen Klimaanlagen können mit beiden Mitteln arbeiten.

Monopol auf Kältemittel

Und Lohbeck hat noch einen zusätzlichen Punkt, der aus Sicht der Autobranche gegen das neue Produkt sprechen dürfte: Während das Patent für R134a bereits abgelaufen ist, wird der Nachfolger R1234yf lediglich von einem Gemeinschaftsunternehmen der US-Hersteller DuPont und Honeywell angeboten. Die hätten damit ein Monopol und könnten die Preise weitgehend frei bestimmen.

"Der Test wirft schon Fragen auf"

Die US-Riesen selbst stehen durch den Daimler-Boykott unter Druck. DuPont-Chef Thierry Vanlancker trommelt derzeit kräftig für sein neues Produkt und zweifelt Daimlers Versuchsaufbau an. "Der Test wirft schon Fragen auf", sagte er jüngst der Branchenzeitung "Automobilwoche". DuPont habe bereits bis zu 200 Millionen US-Dollar investiert, um den zu erwartenden Bedarf bis 2014 zu decken. Die Produktion in einem neuen Werk in China stehe in den Startlöchern.

CO2 statt FKW

Dagegen fordert Greenpeace die komplette Abkehr von Kältemitteln, die wie R134a und R1234yf mit Fluorkohlenwasserstoffen (FKW) arbeiten. Lohbeck fordert von der Branche, auf eine Kühlung mit CO2 zu setzen. Diese Technik stand bereits vor einigen Jahren kurz vor der Serienreife. Der Branchenverband VDA sprach sich schon im September 2007 für die CO2-Kühlung aus und bekam sogar Beifall von den Umweltschützern. Doch am Ende schwenkte die Industrie auf die FKW-Variante um. Wohl vor allem auf Druck aus den USA, wie es heißt.

"Wir schauen uns alle Optionen an"

Aber nun will nicht nur Daimler die CO2-Kühlung wieder auspacken. "Wir schauen uns alle Optionen an", sagte der Sprecher. Dazu gehöre auch CO2. Allerdings müssten für eine Umrüstung noch mehrere technische Aspekte geklärt werden. So arbeiteten CO2-Klimaanlagen mit ganz anderen Druckverhältnissen. Auch dürfe die CO2-Konzentration im Wageninneren nicht zu hoch werden.

VW macht es anders

Bei VW werde man weiter auf das alte R134a setzen. Durch einen cleveren Schachzug hat VW nicht den Zeitdruck wie Daimler: Denn die EU-Regel gilt vorerst nur für Autos, die ihre Typzulassung nach dem 1. Januar 2011 bekamen. Dazu gehören zwar Daimler A- und B-Klasse - nicht aber Volkswagens Golf 7, der noch mit R134a zugelassen wurde. Er fällt erst 2017 unter die EU-Richtlinie.

So gefährlich ist R1234yf

Die Gefahr des Kältemittels R1234yf ist größer als bisher angenommen. Das zeigt ein Versuch, den Daimler in Spanien durchgeführt hat. Dabei ist der komplette Vorderwagen einer Mercedes B-Klasse in Brand geraten, nachdem das hochentzündliche Kältemittel ausgetreten und auf heiße Motorteile gelangt war

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